Spiritismus - Geistheilen, Rückführungen, Channeling, Kundaliniyoga

Geistheilen

Das Magisch- Mystische hat von je her auf uns Menschen seine Anziehungskraft ausgeübt. Dass in unserer Welt nicht alles, was existiert, auch sichtbar und wahrnehmbar ist, gehört zum Erfahrungsschatz der Menschheit und ist ein Trost gegenüber dem platten Materialismus unserer Zeit.

Leider vermischt sich das Interesse am Übersinnlichen mit menschlichen Schwächen und hat einen Bereich hervorgebracht in dem sich Sensationsfreude, Wunderglauben und Gewinnstreben ausbreiten. Es gibt mittlerweile einen umfangreichen Esoterikmarkt in dem gechannelt, geweissagt, rückgeführt und geistgeheilt wird.

Ein großer Teil dieser Angebote nutzt den Placeboeffekt ab. Mit dem Placeboeffekt werden die Selbstheilungskräfte aktiviert. Es heilt dabei nicht das Produkt oder die Person, sondern der Glaube an deren Wirkung veranlasst den Körper sich selbst zuheilen. Wenn man erkannt hat, dass man hierfür sensibel ist, braucht man keinen finanziellen oder sonstigen Aufwand zu treiben, um wieder gesund zu werden. Die Suggestion einer Heilung muss nicht von Außen kommen sondern kann ebenso im Inneren eines Menschen aus eigener Kraft stattfinden. Meditation wäre eine Methode dafür.

Es gibt tatsächlich Menschen, die über Heilkraft verfügen und Prozesse auslösen, die mit dem Placoboeffekt nichts zu tun haben. Ausgehend von der allgemeinen Kritik an der Schulmedizin gibt es, besonders in Deutschland ein Bewusstsein für die Nebenwirkungen einer medizinischen Behandlung. Geistheilen funktioniert ohne Medikamente, rein durch die Übertragung supramentaler Vibrationen und wird evtl. deshalb als eine Methode ohne jede Nebenwirkung empfohlen. Das ist aber nur auf der körperlicher Ebene so. Man kann über spirituellen Wirkungen nicht reden, ohne die spirituelle Philosophie zu kennen und den Kreis der Lebenszyklen und den Begriff des Karmas mit einzubeziehen. Jeder Mensch ist durch sein Karma geprägt, das er sich als Reaktion auf seine Handlungen aufbaut. Diese reaktiven Momente werden Samskaras genannt. Sie können je nach Lebensführung eher positiv oder auch negativ sein. Bei den meisten Menschen ist es eine Mischung aus beiden. Um schlechte Samskaras abzuarbeiten, bringt sich der oder diejenige unbewusst in Situationen, in denen jeweils ein bestimmtes Leid erfahren wird, das die Potenz hat zum Innezuhalten zu führen und an sich zu arbeiten. Widrige Lebensumstände gehen oft auf negative Samskaras zurück, die erst verschwinden, wenn sie abgearbeitet sind. Krankheiten können solche Schicksalsschläge sein, deren Ursache allein karmischer Natur ist. Wenn dies der Fall ist, kann keine Therapie, allopathisch oder homöopathisch etwas ausrichten. Da es sich hierbei um ein Naturgesetz handelt, macht es wenig Sinn zu versuchen, dieses zu umgehen. Im Falle einer Geistheilung wird aber genau dieses Unterfangen begonnen. Findet dieses statt, dann ist dem Patienten zwar physisch geholfen, aber karmisch trägt er einen größeren Schaden davon. Das negative Samskara wird umgeleitet und trifft denjenigen mit einer verstärkten Wirkung in einem anderen Bereich.

Anandamurtiji der ein elaboriertes System der Meditationstechniken lehrt, sagt, dass die Erlangung von übersinnlichen Fähigkeiten für jeden Menschen möglich ist und kommt, wenn er den spirituellen Weg konsequent geht. Zugleich hat er eindringlich davor gewarnt diese Fähigkeiten einzusetzen, weil man damit, volkstümlich ausgedrückt Gott ins Handwerk pfuscht und den auf dem spirituellen Weg erreichten Fortschritt verspielt!

Rückführungen

Das spektakulärste Produkt auf dem Esoterikmarkt sind so genannte Rückführungen. Durch verschiedene Methoden soll der Kunde in seine früheren Leben zurückgeführt werden. Obwohl in der Vergangenheit 99% der Menschen Bauern, Leibeigene und Analphabeten waren, finden sich die meisten Reisenden dieser Art als Pharaonen berühmte Architekten, Prinzessinnen und Heilerinnen wieder. Je nach Methode gibt es hier großes Hollywoodkino im eigenen Kopf, indem man selbst die Hauptrolle spielt. Ein Festschmaus für das Ego!

Sicherlich kann mit der Rückführung kann sicher auch ein ernsthaftes Bemühen verbunden sein den Ratsuchenden zu helfen. Der intensive und überwältigende Eindruck des Erlebnisses und ein einfühlsames Gespräch mit dem Anbieter um die aktuellen Probleme, kann Erleichterung verschaffen. Solche Angebote entziehen sich jedoch jeder Kontrolle, insbesondere ob hier etwas suggeriert wurde oder ob es sich um eine tatsächliche Rückführung handelt.

Wer eine konsequente spirituelle Entwicklung macht, kommt irgendwann an den Punkt, an dem er seine früheren Inkarnationen sieht. Das geschieht aber erst zu einem Zeitpunkt, zu dem es ihm nicht schadet und hieraus keine Entwicklungshemmnisse entstehen.

Jeder von uns schlägt sich mit einem Thema oder einem Problem herum, das ihn oder sie schon lange beschäftigt. Oft begleitet uns die Arbeit an einem Problem über viele Leben. Hätten wir einen Einblick in frühere Existenzen, dann könnten wir sehen, wie lange wir schon an diesem Problem arbeiten, und unser Mut weiterzugehen würde erlahmen. auch führt das Wissen über den ersten Anlass einer Problematik oft zu einer Vertiefung der Schwierigkeiten oder Selbstmitleid und nur selten dazu, neue Wege im Ungang damit zu finden.

Channeling

Weit verbreitet ist auch das so genannte Channeling. Hinter diesem Anglizismus verbirgt sich vielleicht die größte Anmaßung, die der kommerzielle Esoterikmarkt hervorgebracht hat.

Einige der großen Religionsstifter untermauerten ihre Lehre damit, dass sie glaubhaft machten, ihnen seien die Inhalte von Gott persönlich diktiert worden. Moses. Mohammed und andere waren aber selbst so gebildet und intelligent, dass die Botschaften ganauso gut von der Tätigkeit ihres Verstandes hätten herrühren können. Sie schrieben, weil sie schreiben konnten und predigten, weil sie dazu begabt waren. Das Diktat Gottes hatte zur Folge, dass die Menschen leichter bereit waren sich der göttlichen Botschaft zu unterwerfen.

Genau diesen Effekt machen sich diejenigen zu Nutze, die oft wohlmeinend ihre Ergüsse mit dem Stempel der Unhinterfragbarkeit versehen wollen. Selten wird Gott selbst bemüht, meist sind es bekannte oder unbekannte Engel mit wohlklingenden Namen die die Botschaft dem medial begabten Medium zum Wohle der Menschheit gechannelt haben. Das Ganze ist nicht so weit weg von spiritistischen Sitzungen, bei denen Tische zum Schweben gebracht werden und mit dem Jenseits telefoniert wird.

Was von höheren Wesen kommt, kann nicht hinterfragt werden. Vielleicht kann bei bestimmten, eher leichtgläubigen Menschen die Suggestion der Botschaft verstärkt und die damit die Selbstheilungskräfte wie beim Placeboeffekt genutzt werden, das erscheint aber der einzig positive Punkt bei dieser Methode.

Die offensichtliche Unseriosität dieser Angebote hat der Sache der Spiritualität sehr geschadet. Die meisten Menschen unterscheiden nicht zwischen Spiritismus und Spiritualität. Da viele die channeln auch von Meditation reden, entsteht für Uninformierte der Eindruck, dass das was wir unter ernsthafter spiritueller Arbeit, der Meditation verstehen, genauso unseriös sei.

Wer etwas mitzuteilen hat, hat in unserem Land alle Freiheit dazu. Aber die Inhalte müssen durch ihre Logik überzeugen und nicht durch eine angemaßte göttliche Quelle. Die Aufklärer und Denker unserer Kultur haben den Kampf gegen religiöse Dogmen nicht über Jahrhunderte gefochten, damit diese über die Hintertür des Channeling wieder hereinkommen.

Kundaliniyoga

Für uns im Westen ist die Welt der Spiritualität relativ neu. Unter den Gebildeten sind es nur wenige, die sich mit diesem wichtigen Lebensbereich beschäftigen und eigene Erfahrungen machen. Üblicherweise liest man das eine oder andere über Yoga, Meditation, Autosuggestion etc, und bekommt je nach Qualität der Literatur ein mehr oder minder positives Bild davon vermittelt. Auf der anderen Seite hat sich ein Markt mit Angeboten in diesem Bereich gebildet, der eigenen Gesetzen unterliegt und dadurch in dieses Feld nur einen engen Zugang erlaubt. Die Anbieter müssen die Kurse voll bekommen und ihre Kunden wollen etwas erleben.

Kundaliniyoga ist eine Praxis die dafür taugt. Die Kundalini mit ihrem mystischen Bild in Form einer Schlange steht für die spirituelle Kraft die am unteren Ende der Wirbelsäule ruht. Sie zu erwecken und durch die sechs weiteren Zentren in der Wirbelsäule zum Aufsteigen zu bringen ist das Ziel jeder Yogapraxis. Im Kundaliniyoga das auch Tantra zur linken Hand genannt wird, wird diese Schlangenkraft zu einem schnellen Aufstieg gebracht. Der Schüler erlebt je nach der Höhe des erreichten Zentrums ein erweitertes Bewusstsein mit all der Klarheit und Liebe, mit dem Gefühl von Einheit und Glück. Wer wollte das nicht? Der Nachteil der schnellen und intensiven Erfahrung ist der Absturz danach! Man ist derselbe wie vor de Übung. Diese Art von Bewusstseinserhöhung unterscheidet sich von der Wirkung vieler Drogen nur dadurch, dass hierbei keine Chemie im Spiel war.

Tantra zur rechten Hand ist ein anderer Weg. Hier wird die Kundalini durch die regelmäßige Meditation immer wieder sanft angestoßen und steigt langsam auf. Das sich erweiternde Bewusstsein des Übenden wirkt sich immer auf seine Lebensführung und sein Umfeld aus. Der langsame stetige Prozess der Verfeinerung erlaubt es das Leben der neu gewonnen Kraft anzupassen und sozial eingebunden zu bleiben. Der so erlangte Bewusstseinszuwachs geht nicht wie beim Kundaliniyoga nach der Sitzung wieder verloren, sondern durchzieht mit der Zeit die gesamte Existenz. Kundaliniyoga und viele andere Angebote auf dem Esoterikmarkt spiegeln vor es könne einen Fortschritt ohne Arbeit geben. Das hoffen auf Wunder, das Warten auf den Hauptgewinn im Lotto, scheint zum Menschen dazuzugehören, doch wie im physischen Lebens, gelten auch im spirituellen Bereich Gesetze. Im Sanskrit nennt man Meditation Sadhana, spirituelle Arbeit! Wer nicht bereit ist sie zu leisten erlangt nur Pseudofortschritte. Für diese Arbeit ist Regelmäßigkeit und Disziplin Voraussetzung. Yogalehrer die das verschweigen, oder gar selbst nicht beherzigen sind das Geld ihrer Schüler nicht wert. Mit falschen Versprechungen und kurzzeitigen Methoden der Bewusstseinserhöhung kann man das Sensationsbedürfnis und den Erlebnisdrang von Menschen befriedigen und damit auch leicht Geld verdienen, aber mit wahrer Spiritualität hat das nichts zu tun.

Meditation ist gemäß Anandamurti ein Geburtsrecht des Menschen. Für Yogakurse werden bei Ananda Marga geringe Gebühren erhoben, die Einführung in die Meditationstechnik, die das Eigentliche darstellt ist immer kostenlos. Das Entscheidende bleibt das stetige bemühgen des Einzelnen sich zu vervollkommnen. –Ein Leben mit Hoffnung auf Wunder zu verbringen führt aber nirgendwohin.